Freitag 30. Mai 2013
Log 1457 37,63 sm
Abfahrt 9.00 Uhr Ankunft 18,40 Uhr
Heute ist es soweit. Wir möchten unsere Zollvorschriften erfüllen. Da Boote nur 18 Monate im Zolllager bleiben dürfen, wird es für uns Zeit, mal kurz das Land zu verlassen.
Der Himmel ist blau und die Sonne scheint. In der Marina haben wir nur wenig Wind, mal sehen wie es außerhalb aussieht. Bereits an der Ausfahrt gibt es reichlich Wind und Wellen. Plötzlich meint Wolfgang, wir hätten vergessen unseren Log-Geber zu reinigen. Ich manövriere unser Schiff in der Hafeneinfahrt herum, wo es doch noch deutlich ruhiger zu sein scheint, während der Käpten den Geber herauszieht und reinigt. Anschließend geht es raus Richtung Pula. Überall weiße Schaumkronen. Mächtige Wellen klatschen ans Ufer.
Die Hafeneinfahrt von Pula ist sehr groß. Wenigstens wird es hier ruhiger.
Nun laufen wir den Steg vom Zollhafen an. Hier liegt bereits eine sehr große Motoryacht.
Es ist niemand da um uns zu helfen. Ich steige auf den großen Steg, der wie eine Promenade aussieht und lege meine Festmacherleine vom Bug um einen der riesigen Poller die weit hinten am Steg angebracht sind. Das gleiche machen wir mit der Heckleine. Alternativ wären da die großen Ringe die unterhalb des Stegs angebracht sind, nur leider kann ich sie nicht erreichen, nicht mal wenn ich auf dem Bauch liege. Nun klemmt sich Wolfgang den Ordner mit den Papieren unter den Arm und schreitet Richtung Zoll- und Hafenamt. Ich bewache derweilen unser Schiff. Es dauert nicht lange und er kommt wieder zurück. Er meint: „ Alle waren sehr freundlich, aber wir müssen die 12 sm raus fahren und können in vier Stunden wieder einklarieren“.
Also setzen wir erst mal ordnungsgemäß unsere gelbe Q-Flagge und verlassen dann den Hafen von Pula. Wir setzen gleich unsere Genua.
Mir ist schlecht und jeder Handgriff fällt mir schwer. Ich glaube ich bin Seekrank. Immer wieder muss der Käpten mir zur Hand gehen. Dann setzen wir auch noch das Großsegel. Nun verkrümle ich mich auf der Backbordseite, wo unser Rettungskragen hängt. Da kann ich mich schön gepolstert an die Reling lehnen.
Wir machen gute Fahrt. Haben aber kräftig Welle und zusätzlich ist es recht frisch. Deshalb legen wir unsere Rettungswesten an und testen auch gleich mal unsere neuen Segeljacken. Sind erstmal voll zufrieden. Eingepickt haben wir uns bei dieser Fahrt sicherheitshalber auch noch. Ist gleich ein besseres Gefühl.
Meine Blicke wandern übers Meer, als ich plötzlich etwas großes braunes entdecke. Im Funk wurde schon gewarnt. Etwa eine halbe Seemeile vor Pula soll ein ca. 8 Meter langes Teil herum schwimmen. Ob es dieses Teil ist, wissen wir nicht. Als wir näher kommen, sehen wir dass vor uns ein riesiger Teppich aus Ästen und Müll schwimmt. Mit einer Wende weichen wir dem Ganzen aus. Aber es kommen noch mehr dieser Müllteppiche auf uns zu. Zu allem Überfluss schwimmen auch noch enorm große Baumstämme und Äste auf den Wellen herum. Immer wieder müssen wir ausweichen.
Ich frage meinen Käpten, wann wir denn die 12 Seemeilengrenze erreicht haben. Er meint , es sind erst 9 Seemeilen. In Richtung Seegrenze gar erst 6 sm. Die zwei Stunden zum Rausfahren haben wir bereits längst wegen der vielen Ausweichmanöver überschritten.
An unserem Boot schwimmt eine Meeresschildkröte vorbei. Ihr Panzer sah so abgeschrubbt aus, als sei sie in eine Schiffsschraube gekommen.
Nach einer Weile entschließen wir uns, wieder Richtung Küste zu fahren. Von N/W zieht ein Gewitter auf. In weiterer Entfernung blitzt und donnert es. Immer wieder tauchen vor uns große Baumstämme auf. Jetzt holen wir unsere Segel ein, dadurch sind wir etwas wendiger und können schneller reagieren. Nun gibt es einen kurzen Regenschauer. Jetzt sieht das Meer richtig dunkel aus und durch die vielen großen Wellen sieht man die auf uns zu schwimmenden Baumstämme nur sehr schwer.
Deshalb stelle ich mich auf die Backskiste um einen besseren Überblick zu bekommen. Zum Glück ist meine Übelkeit vorbei.
Immer wieder rufe ich,“ Baumstamm Backbord, Baumstamm Steuerbord“ oder Achtung Palette, Wasserkasten oder Gasflasche.
Auf einmal gibt es einen gewaltigen Rums unter unserem Schiff. Am Heck kommt ein großer Holzklotz zum Vorschein. Hoffentlich ist nichts mit der Schiffsschraube. Wolfgang gibt mehr Gas, aber wir werden nicht schneller. Das Steuer fängt an zu vibrieren. Endlich erreichen wir wieder die Hafeneinfahrt von Pula. Wieder gibt es einen lauten Rumser. Diesmal taucht am Heck ein dicker Baumstamm auf. Wir werden Kreidebleich. Doch auf einmal fährt unser Schiff wieder ganz normal. Was da passiert ist und ob die Schraube oder der Rumpf beschädigt sind, werden wir spätesten im Juli beim Krantermin feststellen.
Am Zollsteg ist das Wasser gestiegen und ich weiß nicht so recht wie ich hinüber kommen soll. Da kommt ein Mann mit Handy am Ohr angelaufen. Nimmt meine Leine entgegen und gibt sie mir wieder zurück. Nur bei der Heckleine ist er nicht so recht interessiert. Schnell müssen wir unsere Fender tiefer hängen. Wolfgang versucht das Schiff von der Mauer fern zu halten. Als der Mann mit telefonieren fertig war, hilft er Wolfgang doch noch mit der Heckleine. Endlich sind wir fest.
Ein anderer „wichtiger Mann“ kommt auf uns zu und sagt, dass wir hier nicht bleiben können. Wolfgang erklärt ihm, dass er nur zum Zollamt möchte. Dann gibt er uns großzügig für 10 Minuten sein Einverständnis. Weil das Zollamt auf der anderen Seite des Steges ist.
In unserem Revierführer ist diese Seite des Steges angegeben, an der wir jetzt auch wieder festgemacht haben. Doch das ist offenbar falsch.
Der Steg ist in der Mitte mit Trenngittern geteilt und nirgendwo steht Zollamt dran. Heute Vormittag hat es auch keinen gestört, als wir hier lagen. Deshalb dachten wir auch, dass wir richtig sind. Außerdem war das Anlegen schon etwas heikel und wir hatten keine Lust wegen dem Herrn seiner Laune auf die andere Seite zu wechseln.
Was soll`s. Wolfgang geht erneut zum Zoll-und zum Hafenamt. Wie auch heute Morgen bleibe ich am Schiff.
Auch diesmal verlief alles Bestens. Ordentlich wie wir sind, holen wir unsere Q-Flagge wieder ein.
So, nun waren wir ganz offiziell mal außer Landes.
Weil wir jetzt nur noch zu unserer Marina fahren werden, legen wir unsere Fender bloß über den Seezaun oben an Deck.
Kaum draußen vom Hafen, kommen die Wellen jetzt von der Seite und der Wind hat auch noch etwas zugenommen.
Plötzlich klingelt Wolfgangs Handy. Es ist Mario von der Marina. Das Zollamt hat bei ihm angerufen, er möchte uns ausrichten dass wir noch mal umkehren sollen. Sie brauchen noch ein Papier vom Hafenamt. Das machen wir aber auf gar keinen Fall. Wolfgang bringt es später mit dem Auto vorbei. Schließlich hat uns im Hafenamt niemand gesagt, dass wir noch was beim Zoll abgeben müssen.
Heimwärts steuere ich die Samoa, aber auch nur mit Motor.
Inzwischen sind die vielen Holzstämme und der Unrat direkt vor der Küste angelangt. Diesmal steht der Käpten vorne und passt auf. Er gibt Anweisungen wie ich fahren soll. Immer und immer wieder brüllt er „Backbord, Steuerbord“ und so weiter. Wir fahren die ganze Zeit nur Slalom. So langsam geht es an unsere Grenzen. Zwischendurch rennt er immer wieder mal zu mir ans Ruder, schaltet in den Leerlauf und wartet kurz ab, bis das Holz vorbei getrieben ist, dem man nicht mehr hätte ausweichen können.
Erfreut erreichen wir am Abend die Einfahrt von unserer Marina. Selbst hier schwimmen noch große Holzstücke herum.
Unsere Fender so mal eben nur an Deck abzulegen, war auch nicht gerade eine gute Idee. Sie sind fast alle über Bord gegangen und baumeln wie irre an der Bordwand hin und her. Zum Glück waren sie gut festgebunden.
Wolfgang fährt uns 1a an unsere Steganlage. Ich allerdings werfe die Leine ein paar mal ins Wasser. Könnte ja auch den einfacheren Weg nehmen, nämlich einfach an Land gehen und festmachen. Als unser Schiff wieder ordentlich vertäut am Steg liegt, macht sich Wolfgang noch mal auf nach Pula, um beim Zollamt das Papier abzugeben.
Inzwischen bereite ich das Abendessen. Heute probieren wir mal die Rouladen, die ich zuhause in Gläser eingekocht habe. Sie schmecken sehr lecker. Die Art uns so zu Proviantieren werde ich jetzt sicher öfter machen.
Es ist schon spät und es fängt an zu regnen, nur diesmal hört es nicht wieder auf. Müde und total erschöpft fallen wir in unsere Kojen.