Bora im Norden

Dienstag 27.06.2023
44° 50,61 N 013° 50,58 E Log 15286 26 sm
W 23° L 27° Betr. Std. 623,7 Steg
Marina Veruda Steg

Als ich um 6:00 Uhr aufstehe ist das Meer spiegelglatt und unser Nachbar, der deutsche Segler ist auch noch da. Ich bereite schon mal alles für die Abfahrt vor. Wolfgang schaut noch mal nach dem Wetterbericht, der hat sich wieder mal etwas verändert. Es soll gegen Abend kräftige Bora mit bis zu 50 Knoten Wind geben. Erst im äußersten Norden, dann im Norden und schließlich im ganzen Adria-Raum. Ob wir dennoch wie ursprünglich geplant in die Soline Bucht gehen, entscheiden wir daher kurzfristig vor der Einfahrt.

Langsam bewegt sich was auf dem Ankerfeld, unser deutscher Segler war noch Schwimmen, steht aber inzwischen angezogen auf seinem Boot als unser Anker gehoben war und wir langsam weiterfahren. Er grüßt noch recht freundlich und wünscht uns eine Gute Fahrt. Das wünschen wir ihm auch, denn er wird uns in kürze über dem Kvarner folgen.

Die ersten Nahtlosbräuner vom Ausflugsschiff sind auch schon im Wasser als wir vorbeifahren und ein anderer Teil winkt uns vom Schiff aus zu.

Die Sonne sticht vom leicht bewölktem Himmel und lässt das Meer glitzern.

Außerhalb der Bucht setzen wir unser Großsegel einstweilen als Stütze ein, denn wir haben fast keinen Wind. Das ist noch immer so, als wir auf den Kvarner raus fahren.

Weit und breit ist kein einziges Schiff zu sehen. Das bisschen Wind kommt anfänglich aus nördlicher Richtung, dann dreht er immer wieder. Es bleibt auch bei wenig Wind und das Meer ist teils spiegelglatt oder nur ganz leicht bewegt. Bei einem kurzen Blick nach achtern entdecke ich in weiter Ferne zwei Segler. Vielleicht ist unser Deutscher dabei.

Einige Zeit später, nachdem der kleine Leuchtturm Galijola hinter uns liegt, wird es recht diesig und der Himmel zunehmend wolkiger, doch der Wind bleibt immer noch aus.
Ich nutze die Gelegenheit und mache ein paar Brote fertig, die wir dann mit kaltem Kakao an Deck frühstücken.

Das Wasser rings um uns herum, wirkt durch den Dunst irgendwie gespenstisch.

Als wir nördlicher kommen tauchen auf einmal immer mal Boote in Grüppchen auf, meist sind es Segler.

Hinter uns kreuzt ein Frachter vorbei. Seine Silhouette erscheint schwarz durch den Dunst.

Der Himmel zieht sich von Nordwest her immer mehr zu. Das Regengebiet das dort auf dem Radar zu sehen ist, verzieht sich erst mal wieder.

Beim Leuchtturm Porer blicke ich noch mal nach hinten auf den Kvarner. Dort sind inzwischen viele Schiffe, teils nur noch als kleine Punkte zu sehen.

Noch etwa eine Stunde und wir sind in der Einfahrt zur Marina. Langsam sollten wir uns entscheiden wo wir hinfahren wollen. Da es morgen höchstwahrscheinlich auch noch viel Wind geben soll, werden wir doch an unseren Steg fahren.

Dort erwartet uns schon ein Mitarbeiter der Marina und hilft uns beim Anlegen. Zwischen den Booten am Steg ist es besonders heiß und schwül.

Wolfgang geht als erstes zur Sanitäranlage. Als er zurück kommt sagt er: “Der Pool hat jetzt geöffnet.“
Also erledigen wir schnell das Nötigste und machen uns badefertig.

Am Pool steht jetzt ein Security und will uns nicht reinlassen. Erst wenn wir ihm eine Karte mit Stempel und Unterschrift vorlegen können, dürfen wir rein. Wolfgang erklärt ihm dass wir Gäste der Marina sind und wir könnten ihm auch unsere Parkkarte zeigen. Nein, das genügt dem kleinen Wachmann nicht. Da er kein deutsch versteht, fragt er, ob Wolfgang Englisch kann. Wolfgang erklärt dem Wächter nochmal auf Englisch, dass wir Marinagäste sind und in den Pool dürfen, der aber sagt, dass er Englisch auch nicht versteht und macht eine Handbewegung mit der er andeutet, dass wir ausnahmsweise ohne Papiere rein dürfen.
Den anderen Badegästen ergeht es ähnlich. Plötzlich ist er nicht mehr zu sehen, dann taucht er aus der Versenkung der leeren Poolbar wieder auf. Dieser kleine ältere Security hat anscheinend keine Ahnung was er hier eigentlich zu tun hat.

Wir freuen uns über einen fast leeren Pool mit angenehmer Wassertemperatur.

Erfrischt werden wir jetzt mal zum Büro gehen und abklären was es denn mit dem Pool-Aufpasser so auf sich hat.
Im Büro wissen sie von nichts, die neue Parkkarte ist nur für die Schranke am Eingang.
Die junge Frau sagt, dass der Pool für alle Gäste der Marina ist und zwar ohne etwas vorzuzeigen. Wenn der Security wieder Schwierigkeiten macht, dann sollen wir bei der Rezeption anrufen, die erklären ihm dann, was Sache ist.

Spontan entscheiden wir uns für ein Essen im Škuža.

Am dortigen Stand ist jetzt wieder mehr Badebetrieb.

Im Lokal gibt es wieder neues Personal. Nach dem Essen kaufen wir uns noch ein Eis für den Heimweg, das uns ein junger Mann der frisch angelernt wird geben darf.

Auf dem Heimweg sind wir müde, schlapp und ich habe Kreislaufprobleme, außerdem ist es immer noch sehr heiß.

Wolfgang schaut auf sein Handy und meint: „Es ist erst 18:00 Uhr, wenn wir uns beeilen, der Pool hat noch eine Stunde auf“. Und wie wir uns beeilen, am Boot die Badesachen anziehen, ein Badetuch schnappen und ab geht`s.

Am Pool liegen nur noch zwei Badegäste und unser Security sitzt gemütlich auf einem Stuhl und isst Chips. Bei unserem erneuten Eintreten ist er diesmal wahnsinnig freundlich, fast hätte er sich vor uns verneigt.

Wir stürzen uns sofort in die Fluten. Das war die beste Idee des ganzen Tages, Entspannung pur. Wir blieben eine halbe Stunde im Wasser, dann gefällt uns der Himmel nicht mehr und wir werfen uns unser Handtuch über, verabschieden uns von unserem freundlichen Security und gehen zum Boot.

Hier ziehen wir uns erst mal an, überlegen kurz, ob wir die Springleinen anbringen sollen, und machen uns dann gleich an die Arbeit. Dann legen wir uns vorsichtshalber noch unsere Seitenteile bereit und gut ist erst mal alles. Wir bekommen etwas Wind.

Jetzt rufe ich mal meine Schwägerin an, die mich heute Nachmittag nicht erreicht hat.
Wir telefonieren eine Zeitlang, dann beende ich zügig unser Gespräch, denn urplötzlich meldet sich die Bora.

Jeder von uns schnappt sich ein Seitenteil und befestigt es am Verdeck. Nach kurzer Zeit wird es frischer, stürmischer und um uns herum blitzt es. Nun schließen wir auch noch unser Heckteil und gehen unter Deck, da ist es jetzt deutlich gemütlicher.

Die Bora erreicht hier im Hafen zwar nicht die angesagten 50 Knoten Wind, aber fast 30 Knoten reichen uns auch. Gegen Mitternacht fängt es an zu regnen. Wolfgang geht schlafen.

Etwas später Blitzt und donnert es über unseren Köpfen.

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