Mittwoch 03. September 2014
44°38,67N 014°15,38E Log 2021,7 14,5 sm
Insel Unije, Bucht Maracol Luft 24,5° Wasser 22,3° Boje
Heute sind wir schon recht früh aufgestanden, denn wir wollen auch weiterfahren. Wolfgang geht noch Brot kaufen, während ich das Frühstück mache und aufräume.
An unserem Steg ist heute morgen allgemein Aufbruchstimmung.
In der vergangenen Nacht war es verhältnismäßig Windstill. Der Wetterbericht sagt nichts Neues. 12-24 Knoten Wind soll es heute aus NO geben, passt für uns ganz gut. Ab und an soll es noch ein paar Böen geben.
Nach dem Frühstück machen wir alles Startklar. Die Segeljacken, die Rettungswesten und die Leinen zum Einpicken werden auch bereit gelegt.
Noch ein letzter, kleiner Plausch mit unseren Nachbarn.
Die Schweitzer sind bereits gestartet, denen war nicht so recht wohl bei der Sache. Ich beruhige sie und sage: “Wenn so viele Boote starten, dann ist es bestimmt OK.“
Da die Steuerbordseite jetzt frei ist, kann ich unser Dinghi bequem zum Heck ziehen. Oje, eine Leine ist durchgerissen. Wolfgang verbindet sie wieder mit einem 8 Knoten. Ich bin ein bisschen skeptisch, ob das hält. Der Skipper meint ja.
Nacheinander verlassen sehr viele Boote den Hafen.
Vor uns eine ganze Karawane, wie der Auszug aus Jerusalem. Die meisten liegen schon einige Tage hier und wollen endlich weiter.
Während der langen Ausfahrt verstauen wir unsere Fender und ziehen uns Wetterfest an.
Leider gibt es doch noch ordentliche Wellen und kräftigen Wind. Umdrehen wollen wir nicht mehr, fahren aber mit stark gerefftem Vorsegel.
An der Außenseite der Inseln erhofften wir uns etwas Schutz vor Wind und Wellen. Allerdings blieb es bei der Hoffnung.
Wir kommen aber gut voran und überholen sogar einen Österreicher, der vor uns gestartet ist.
Plötzlich kracht es. Wolfgang ruft: “Das Beiboot ist weg“. In Windeseile wird der Motor gestartet und das Segel weggerollt. Wir beginnen mit unsere Dinghi-Rettungsaktion. Bei dem Wellengang und dem Wind keine leichte Aufgabe.
Jetzt heißt es erst mal, das Boot zwischen den Wellen nicht aus den Augen zu verlieren. Drauf zufahren, umkreisen und es in den Windschatten vom großen Boot zu bringen. Nun wollen wir es bergen, aber wir schaffen es nicht. Also das ganze nochmal. Diesmal sind wir so dicht dran, dass es achterlich auf der Backbordseite am Schiff hängen bleibt. Mühselig versucht Wolfgang das Dinghi mit dem Bootshaken hochzuziehen, während ich versuche eine Leine durch eine Öse zu ziehen. Es erfordert von Wolfgang sehr viel Kraft das Beiboot zu halten, denn der Wind drückt es mit voller Wucht immer wieder weg. Letztendlich gelingt es uns mit vereinten Kräften das Boot hochzuziehen und mit zwei Leinen zu sichern.
Wir sind sehr stolz auf unsere Bergeaktion, vor allem bei diesem Bedingungen.
Nun gehen wir wieder auf Kurs.
Die Wetterverhältnisse haben sich inzwischen noch mehr verschlechtert. Wir haben nun Böen zwischen 35 und 40 Knoten und die Wellenberge werden auch immer höher.
Wir beschließen, jetzt doch lieber nach Unije an eine Boje zu gehen.
Wolfgang kämpft sich durch die Wellen und ich gehe unter Deck und gebe unseren neuen Wegpunkt im Navi ein.
Wir reiten förmlich auf den Wellen. Die See steigt über unseren Bug und das Wasser läuft unter Deck. Schnell schließen wir den Niedergang. Uns können wir leider nicht so schützen und bekommen immer wieder Salzwasserduschen ab. Dass unsere Stirnbänder nicht weggepustet werden, werfen wir sie einfach unter Deck.
Gott sei dank, dass unser Autopilot so gut arbeitet, so kann sich Wolfgang, wenn auch nur kurz, immer mal wieder hinter der Sprayhood verstecken.
Inzwischen sind wir patsch Nass und frieren. Bald werden wir die Bucht erreichen, aber solange müssen wir noch durchhalten.
In der Durchfahrt zwischen Losinj und Unije ist der Seegang genauso wie draußen am offenen Meer.
Endlich sehen wir die Bucht. Nur ein paar Boote sind hier. Zu unserer Freude sind noch viele Bojen frei.
Wir sind sehr erleichtert, dass es in der Bucht fast keinen Seegang mehr gibt, denn unser Adrenalinspiegel war doch etwas erhöht.
Wolfgang steuert eine Boje an, ich versuche sie vom Bug aus einzufangen. Nicht erwischt. Beim zweiten, dritten und vierten mal auch nicht. Immer wieder treibt uns eine Böe ab. Zum andern sind die Ringe der Boje so winzig. Auch der Versuch an der daranhängenden dünnen Leine erstmal festzumachen scheidert, weil diese wie festgeklebt an der Boje haftet.
Statt mit dem Fanghaken versuche ich die Boje jetzt mit dem kleineren Bootshaken zu erwischen. Das gelingt mir auch, nur bringe ich sie nicht hoch genug , um eine Leine durchzuziehen. Wolfgang eilt mir zu Hilfe.
Da die Verankerungsleine der Boje recht kurz ist, kommt soviel Druck drauf, dass sich Wolfgang an der Hand verletzt und dabei unseren Bootshaken verliert. Der schwimmt nun in der Bucht.
Den holen wir aber gleich mit unserem anderen Bootshaken wieder an Bord.
Nochmal eine Boje ansteuern, gemeinsam ziehen wir sie hoch, stecken eine Leine durch und machen an der Seitenklampe fest.
Jetzt erst mal Motor aus.
Nun geht Wolfgang noch ins Wasser und befestigt an der Boje eine zweite Leine.
Er besichtigt auch noch den Block an der die Boje befestigt ist und befindet ihn für gut. Ist ja auch schon mal was.
Jetzt verschnaufen wir erst mal, dabei sehen wir, dass die beschädigte Abdeckung von unserer Rettungsleine davongeflogen und die Abdeckung vom Außenborder total zerrissen ist.
Nun noch raus aus den nassen Klamotten und alles am Seezaun zum trocknen aufhängen.
War das ein Höllenritt, das möchten wir aber auch nicht so oft erleben.
Unsere Blicke schweifen durch die Bucht. Bei den meisten von den 24 Seglern, die auch hier Schutz suchen, hängt Wäsche zum trocknen am Seezaun. Beim Italienischen Boot nebenan wird gerade das Vorsegel ausgerollt. Es hat einen Riss am oberen Ende. Der Skipper hat wahrscheinlich ziemlich schnell reagiert und es sofort wieder eingerollt um nicht noch einen größeren Schaden zu bekommen.
Da wir jetzt so schön eingesalzen sind, sind wir bestimmt sehr lange haltbar, allerdings dürfen wir uns dann nicht mehr waschen.
Immer wieder steuern noch durchgeschüttelte Boote auf unsere Bucht zu.
Der Wetterbericht hat mal wieder kläglich versagt. Die stärkeren Böen, die gelegentlich und örtlich auftreten sollten, waren bei uns den ganzen Tag Dauerzustand. Allerdings gab es heute keinen Regen.